Mein Lehrer, der dänische Familientherapeut Jesper Juul, hatte zu diesem Thema eine ganz klare Haltung: man müsse sich als Eltern in dieser Situation entscheiden zwischen den Zähnen und der Beziehung zum Kind.
Ja, ein körperlicher Übergriff in Form eines Zahnputz-Gewaltaktes schadet definitiv der Beziehung zwischen Eltern und Kind!
Es ist erstmal nicht ungewöhnlich, das ein Kind nicht Zähne putzen will. Es ist ja auch eher lästiges Pflichtprogramm, auch wenn wir Eltern es recht kreativ zum großen Spaß werden lassen wollen.
Wenn die Situation jedoch schon recht verfahren ist, müssen wir davon ausgehen, dass sich ein „negatives Ritual“ eingeschlichen hat, das erstmal durchbrochen werden muss, um dann ein anderes, positiv besetztes Ritual neu zu etablieren.
Daher empfehle ich, mit dem Kind in diesem Sinne zu sprechen: „Ich weiß, dass du Zähneputzen nicht magst, für mich ist das ständige Streiten darum auch anstrengend. Deshalb will ich mit dir gemeinsam einen Weg finden, wie wir das so gestalten können, dass es so angenehm wie möglich für uns alle ist. Mein Vorschlag ist, dass wir es ab jetzt so machen: (z.B.) gleich nach dem Essen gehen wir Zähneputzen, dann machen wir xy und danach noch xz. Was denkst du? (Gerne auch fragen und einbeziehen, was das Kind braucht, damit es leichter wird und welche eigenen Vorschläge es hat.)
Den meisten Kindern ist ihre Zahnpflege schlichtweg nicht wichtig und sie können natürlich die langfristige Bedeutung von Mundhygiene nicht absehen. Dafür haben sie ja uns und daran dürfen wir auch mal erinnern, indem wir sagen: „Ich bin deine Mama/Papa und habe die Aufgabe, auf dich und auch auf deine Zähne aufzupassen. Auch wenn es dir nicht gefällt, das ist mir wichtig und ich werde nicht aufhören, bis wir einen Weg gefunden haben.“
Hier ist die eigene Klarheit entscheidend. Der gemeinsam erarbeitete neue Ablauf soll nun eingehalten werden! Da werden wir öfter mal daran erinnern müssen, mit sanftem Nachdruck dranbleiben, bis das neue Ritual in Fleisch und Blut ist.
Ganz allgemein kann es helfen, wenn die Erwachsenen selbst auch, gemeinsam mit den Kindern, Zähne putzen, weil Vorbildwirkung auch hier wichtig ist. Daraus könnte man wieder ein Spiel machen, um die „Freude“ am Zähneputzen zu erhöhen: wir putzen uns gleichzeitig gegenseitig die Zähne. Ich dir und du mir. Mal sehen, wie schnell sie sauber werden…?
Linda Syllaba
Familienberatung & Businesscoaching
Dipl. Psycholog. Beraterin und Systemischer Coach
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