Familiendrama, Beziehungsflaute, Liebeskummer, Sexstagnation, Erziehungsausraster... egal in welcher Lebenssituation, es hilft enorm, wenn man erwachsen damit umgeht.
Es gibt Leute, die werden nie erwachsen. Ich meine das nicht, weil sie kindisch verspielt sind und gern Spaß haben, sondern weil sie nie aus dem kindlichen Erleben entwachsen. Als Kinder sind wir angewiesen auf Erwachsene, die uns körperlich, emotional und auch mental versorgen, so dass wir uns gesund entwickeln können, um selbst zu verantwortungsvollen Erwachsenen heranzuwachsen.
In jungen Jahren müssen wir uns am "gespiegelten Selbst" orientieren, das wir von den Menschen um uns herum erhalten. Daraus kreiert sich unser Selbstbild - leider viel zu oft auf Basis eines Feedbacks, das von jemandem kommt, der selbst negative Prägung in sich trägt. Wenn wir klein sind, haben wir durchaus unsere Zweifel, wenn die eigene Wahrnehmung nicht mit dem Urteil der Eltern zusammenpasst, wählen dann meistens trotzdem deren Sicht. Immerhin orientieren wir uns die ganze Zeit daran, um zu lernen, wie Erwachsensein geht. So werden kranke Muster weitergegeben, wieder und wieder und wieder.
Bis eine kommt, und das Muster durchbricht.
Kinder sind oft "emotional euphorisch", das bedeutet, im einen Moment himmelhoch jauchzend, im nächsten Moment zu Tode betrübt. Dazwischen liegt nicht viel und der Wechsel findet in einem Affentempo statt. Das ist ganz natürlich, niemand kommt zivilisiert zur Welt, das hat die Natur nicht vorgesehen.
Wir dürfen alle erst lernen, Gefühle zu regulieren. Am Besten durch Vorbilder, die das auch können sowie deren Begleitung durch die Phasen, die es braucht, individuell passende und gesunde Strategien fürs Gefühlsmanagement zu finden.
Memo: Erwachsene können mit den eigenen Gefühlen gesund managen
Durch jahrelanges Training ist es möglich, zu lernen, sich selbst zu beruhigen, auch unangenehme Gefühlszustände auszuhalten, Körper, Geist und Psyche auszubalancieren. Um einen ruhigen Geist und ein stilles Herz einigermaßen in Stabilität halten zu können, hilft uns z.B. der Atem und alles, was mit dem Körper zu tun hat. Denn der Körper ist immer im Hier und Jetzt, während Herz und Geist irgendwo und irgendwann sein können. Mit der Konzentration auf den Atem und deinen Körper beamst du dich zurück aus dem Mindfuck in diesen Augenblick.
Nur in diesem aktuellen Moment hast du Einfluss auf das, was passiert!
Du kannst Vergangenes verarbeiten, verzeihen, loslassen, erinnern und noch Vieles mehr. Doch du kannst es immer nur JETZT.
Du kannst Zukünftiges überlegen, planen, visionieren, und Samen säen, für das was du vorhast. Doch auch das ist immer nur JETZT möglich.
Die Fähigkeit, bewusst und aktiv zu gestalten, Einfluss zu nehmen, auf das was dir passiert und rund um dich geschieht, ist dem Erwachsenen-Ich vorbehalten. Damit meine ich, Pilot im eigenen Leben zu sein, statt Passagier. Auch wie wir mit kleinen und größeren Schicksalsschlägen umgehen oder wie wir Konflikte behandeln, zeigt, wie differenziert wir Dinge betrachten können. Es zeigt, wo wir in unserer persönlichen Entwicklung stehen. Es zeigt, wie erwachsen wir sind.
Memo: Erwachsene zeigen maßvolle und angemessene Reaktionen
Drama-Queens verbringen viel Zeit in der Opferrolle oder spielen sich als Heldinnen auf, ohne die alle anderen verloren wären. Das entspricht in der Sprache der Transaktionsanalyse dem Kind-Ich und dem Eltern-Ich. Zwischen diesen beiden Positionen spielt sich auch das Mindfuck-Pingpong ab.
Ein stabiles und gleichzeitig flexibles Selbst braucht all das nicht! Kein Drama, keine Opfer, keine Weltretter, keinen Mindfuck. Nicht einmal von der Zuwendung der PartnerIn ist es abhängig. Das ist übrigens die beste Voraussetzung für eine langfristig gut laufende (Liebes-)Beziehung. Es verbringt die meiste Zeit seines Seins im Erwachsenen-Ich.
Memo: Erwachsene stehen für sich selbst (ein).
Erwachsene haben ein Bewusstsein für ihre Werte, kennen ihre Ziele, sie gehen planvoll vor. Im Erwachsenen-Ich-Zustand können wir abwägen, was Emotion, Verstand und Körper signalisieren. Dort können wir uns selbst beruhigen, bei uns bleiben, für Überzeugungen einstehen und dennoch offen für anderer Leute Sichtweisen und Bedürfnisse sein. Dort findet selbstbestimmtes Leben statt.
Klingt nach einem guten Plan? Ist es auch.
Im Vorteil ist, wer es bereits als Kind durch Vorbilder erlernt. Noch mehr im Vorteil ist, wer zusätzlich dazu darin unterstützt wird, seine Gefühlsregulation, sein Selbst, seine sinnvolle Beharrlichkeit zu entwickeln.
Die gute Nachricht: es ist nie zu spät dafür.
Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst. Es hat keiner behauptet, es wäre leicht. ;-)
Linda Syllaba - Autorin & Lifecoach
beziehungshaus.at
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